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„So, klappt also auch!“: Kraftfahrerweiterbildung für Militärkraftfahrer der RSU-Kp ODENWALD 27.-31.01.2020

Als Jahresauftaktveranstaltung führte die RSU-Kompanie ODENWALD mit ersten Teilen ihrer Militärkraftfahrer eine Weiterbildung durch. Ziel: Die Einweisung auf aktuelle Fahrzeugtypen der Bundeswehr.  Damit wird sichergestellt, dass auch in Zukunft bei Übungen und Einsätzen Transportaufgaben mit eigenem Personal bewältigt werden können.

Bilder: RSU-Kp Odenwald

Text: OSG Witten

Der Fuhrpark der Bundeswehr befindet sich in einem ständigen Wandel: Alte Fahrzeugtypen werden ausgemustert, bestehende modernisiert und neue beschafft. Um im Zuge dieser Änderungen stets auf dem neuesten Stand zu sein, die Fahrzeuge zu kennen, bedienen zu können und vor allem fahren zu dürfen, müssen sich die Militärkraftfahrer (MKF) der Bundeswehr stets weiterbilden – und damit auch die MKF der RSU-Kompanie ODENWALD. Aus diesem Grund nahmen die sechs Kraftfahrer OLt Mike Zahner, OStFw Hermann Enenkel, die StUffz Björn Schiele und Jens Wieland sowie OStGefr Tobias Witten und HptGefr Michael Lauer unter der Leitung des StFw Thomas Wiessner an einer einwöchigen Reservedienstleistung in Walldürn teil.

Gefälle werden mit der Motorbremse materialschonend überwunden

Wie überall in der Reserve sind die zivilen Hintergründe der Kameraden sehr vielschichtig: Beamte, Angestellte, Selbständige und Unternehmer fanden sich daher auch in dieser Teilnehmergruppe. Ganz im Sinne der Reserve, „vom Zivilisten zum Soldaten und wieder zurück“, konnten daher auch hier alle Soldaten von ihrem zivilen Erfahrungsschatz profitieren – sei es als vielfahrender Außendienstmitarbeiter oder als Berufskraftfahrer – und im Gegenzug die gewonnenen militärischen Fahrfertigkeiten künftig auch im zivilen Alltag nutzen.

MAN TGA bei der Einweisungsfahrt im Gelände

Geschult und geübt werden sollte im Laufe der Woche das Fahren des MB „Greenliner“ und es MAN TGA auf der Straße und im Gelände. Nachdem die obligatorische Einschleusung mit allen Formalitäten und das Beziehen der Unterkünfte am Montagvormittag planmäßig abgeschlossen war, konnte der Montagnachmittag für den theoretischen Unterricht genutzt werden. Gehalten wurde er durch einen erfahrenen Oberstabsfeldwebel des LogBtl 461, unserem Partnerbataillon in Walldürn: Als Logistikspezialist gehören Transport und Verkehr zu den Kernaufgaben des Bataillons, weshalb sich die Zusammenarbeit zwischen der RSU-Kp ODENWALD und LogBtl 461 auch hier wieder als überaus fruchtbar erwies.

Technischer Dienst vor der Benutzung

Welche Maße, Leistungsdaten und Kennzahlen haben die Fahrzeuge? Welche Kontrollen vor- und welche Wartungen nach der Benutzung – die sogenannten „technischen Dienste (TD)“ – sind notwendig und vorgeschrieben? Welche Limitierungen sind zu beachten? Daten, die der Militärkraftfahrer über sein Fahrzeug wissen muss, wenn er es im öffentlichen oder im militärischen Verkehr bewegt: Denn Festfahren im Schlamm nach Überschreiten der höchstzulässigen Wattiefe ist nicht nur ärgerlich und materialbelastend, sondern kann im Einsatzfall auch gefährlich werden. Also studierten alle Schulungsteilnehmer die zur Verfügung gestellten Unterlagen aufmerksam, stellten Fragen und berichteten aus ihrem bisherigen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Denn auch, wenn es hier um eine Ersteinweisung auf neue Fahrzeuge ging, haben alle MKF der RSu-Kp ODENWALD ja bereits tausende Kilometer Fahrpraxis auf dem älteren Geländewagen „Wolf“ bis hin zum Spähpanzer „Luchs“ und Schützenpanzer Marder“.

Lieber außen herum: Besatzung eines MAN TGA weicht einem tiefen Schlammloch aus

Und so stand die gesamte restliche Woche unter dem Zeichen der Fahrpraxis: Vorerst mussten vier Geländewagen Typ MB „Greenliner“ aus Mannheim abgeholt werden, die im Zuge der aktuellen NATO Großübung „Defender Europe“ genutzt und in der US ARMY Basis „Coleman Barracks“ abgestellt waren.  Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn neben der ohnehin notwendigen Abholung der Fahrzeuge konnte die Rückfahrt nach Walldürn gleich für die Straßeneinweisung aller Kraftfahrer genutzt werden.

Nachdem jeder Fahrer sich so eingehend mit dem Fahrzeug, seiner Bedienung und dem Lenkverhalten vertraut machen konnte, waren die erforderlichen Grundlagen für die anschließenden Geländeeinweisungen gelegt: Ab Mittwoch wurde dazu auf den Übungsgeländen in Walldürn und Külsheim intensiv geübt. Neben der reinen Fahrsicherheit standen dabei vor allem das materialschonende und fahrgastfreundliche Fahren im Vordergrund. Denn im Gelände will das Gas wohldosiert sein – nicht nur, um den Insassen blaue Flecken und Beulen zu ersparen, sondern auch, um Schäden am Fahrzeug zu vermeiden. Darüber hinaus bringt ein Geländefahrzeug das größte Drehmoment nicht etwa mit Vollgas auf den sandigen oder rutschigen Untergrund – sondern mit einem feinen Gespür für Motordrehzahl, Über- oder Untersetzung des Getriebes und bewusst gewählte Differentialsperren.

Bei steilen Geländeabschnitten muss die Bodenfreiheit sichergestellt sein

Ein vorausschauendes und aufmerksames Fahren mit gewissenhafter Geländebeurteilung ist daher unerlässlich, um ein solches feines Gespür zu entwickeln. Und so sah man einige Male die Besatzungen der Fahrzeuge aussteigen, um Wattiefen, Steigwinkel oder verbleibende Bodenfreiheit zu prüfen: Zur Not hätten zwar Bergefahrzeuge zur Verfügung gestanden, falls sich eine Besatzung festgefahren hätte – doch welcher Fahrer will sich diese Blöße geben? Mit jedem Geländekilometer entwickelten alle Lehrgangsteilnehmer – unter den wachsamen Augen zweier erfahrener Hauptfeldwebel als Fahrlehrer – die notwendigen fahrerischen Fähigkeiten: „So, klappt also auch!“ kommentierte beispielsweise HptGefr Lauer lakonisch das erfolgreiche Herauswühlen seines MB „Greenliner“ aus dem mehrere Meter breiten und knietiefen Schlammloch, das alles andere als einladend aussah, aber kein unbezwingbares Hindernis darstellte.

MAN TGA im leichten Gelände

Vier Unterrichtsstunden á 45 Minuten allein für die Geländeeinweisung fordern die Ausbildungsrichtlinien der Bundeswehr je Fahrzeugtyp: sie werden gewissenhaft im Fahrten-/Nachweisheft samt Fahrbefehlnummer dokumentiert und unterzeichnet. So qualifiziert, konnten alle Lehrgangsteilnehmer am Donnerstag auch ihre „Überprüfungsfahrt Gelände“ erfolgreich ablegen – und sind nun berechtigt, den MB „Greenliner“ auf der Straße und im Gelände zu bewegen. Die Kameraden OLt Zahner und HptGefr Lauer, beide im Besitz der militärischen Fahrerlaubnis Klasse C für Lastkraftwagen, konnten darüber hinaus auch die geplanten Einweisungsfahrten Gelände mit dem LKW MAN TGA durchführen.

Hoch hinaus: MAN TGA auf einem „Panzerhügel“

Mit der Nachbereitung des Unterrichts, der abschließenden gründlichen Fahrzeugwäsche und -Wartung sowie der Abschlussbesprechung endete die erfolgreiche Ausbildungswoche für die sieben Angehörigen der RSU-Kompanie ODENWALD. Wie bei jeder Ausbildung im Rahmen der RSU waren die fünf Tage nur die Spitze des Eisberges an aufgebrachtem Engagement: Denn für die Organisation, die bereits Monate im Voraus für ein solches Vorhaben geleistet werden muss, haben sich wie immer etliche Angehörige der RSU-Kompanie ODENWALD und des Landeskommandos Baden-Württemberg ehrenamtlich in ihrer Freizeit eingebracht. Zukünftig können sie dabei durch sechs frisch fahrberechtigte Militärkraftfahrer unterstützt werden. Eine weitere Ausbildungswoche für die restlichen MKF der Kompanie ist für September 2020 geplant. So geschult, kann die RSU-Kompanie ODENWALD in Zukunft auch ihre Transportaufgaben mit den aktuellen Fahrzeugen der Bundeswehr wahrnehmen.

Technischer Dienst am Ende eines Geländetages

Titelbild:

Die Besatzung eines „Greenliners“ während einer Fahrpause

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