|

RSU Kr aus Baden-Württemberg: Tagein, tagaus, such die Sau! Einsatz Afrikanische Schweinepest in Seelow/Brandenburg

RSU Kompanien aus ganz Deutschland unterstützten im Rahmen einer Amtshilfemaßnahme den Landkreis Märkisch-Oderland bei der Fallwildsuche zur Bekämpfung der afrikanischen Schweinepest. Hierzu wurden, gemeinsam mit den RSU Kompanien OBERRHEIN und SCHWÄBISCHE ALB, auch zwei Kontingente der RSU ODENWALD vom 16.11. bis 06.12.2020 in das landschaftlich reizvolle und geschichtsträchtige Seelow verlegt.

Ein körperlich anspruchsvoller Einsatz sollte es werden, hieß es wenige Wochen zuvor in der schriftlichen Verfügbarkeitsabfrage. Dass neben der Weite der Landschaft, der Marschstrecken und der Vegetation auch der Brandenburgische Boden eine Rolle spielen sollte, ahnte da noch niemand. Und was ein sogenannter „Fallwildstock“ ist auch nicht. Aber der Reihe nach.

Die erste Gruppe, bestehend aus 5 Mann, trat am 16.11.20 in Walldürn zum Dienst an. Nach Einschleusung, Übernahme der Fahrzeuge und der ca. 650 km langen Fahrt nach Seelow traf die Gruppe am Spätnachmittag dort ein. Corona-gerecht war das Kontingent in Einzelzimmern des Hotels Brandenburger Hof untergebracht.

Zusammen mit den Kameraden der RSU-Kompanien Oberrhein und Schwäbische Alb stellte Baden-Württemberg mit 22 Mann das größte Kontingent der beteiligten RSU-Kompanien aus ganz Deutschland. Getroffen haben wir Kameraden aus Brandenburg, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Und so wurde am Folgetag gemeinsam damit begonnen, das in ein Raster von 500 x 500 m unterteilte Suchgebiet systematisch abzuarbeiten.

Und dieses Abarbeiten hatte es in sich: Pro Tag wurden im Schnitt ca. 20 km zurückgelegt. Aus harmlos aussehenden Feldern wurde dabei plötzlich eine besondere Herausforderung. Durch den weichen Lehmboden wuchsen die Stiefelsohlen mit jedem Schritt um mehrere Zentimeter – natürlich mit entsprechendem Gewicht der Lehmklumpen. Auch eine Vielzahl von Entwässerungsgräben erschwerten dem Marsch; Manche konnten mit einem beherzten Sprung – nasse Beine gab es trotzdem – überwunden werden, andere mussten mit extra-Kilometern umgangen werden. Auch das frostige Wetter mit Regen und eisigem Wind zehrte an den Kräften.

Frühstück und Abendessen erhielt das Kontingent im Hotel, wobei der Hotelier Herr Meyer und seine Mitarbeiterinnen wirklich sehr gut für alle gesorgt und auch den einen oder anderen Sonderwunsch problemlos erfüllt haben. Dazu zählen auch die beiden Blechkuchen, die Schokotorte und der Extra-Kaffee: vom Spieß organisiert und nachmittags, jedes Mal zur großen Freude der Kameraden, im Felde zugeführt. Mittagessen gab es täglich im Kulturhaus Küstriner Vorland.

Neben Kadaverresten, die markiert und an das Lagezentrum gemeldet wurden, fanden sich auch so spannende Dinge wie eine alte Schreibmaschine und natürlich Munitionsreste. Denn hier in Seelow tobte im April 1945 die Schlacht um die Seelower Höhen. Beim Besuch der Gedenkstätte, den das Landeskommando Brandenburg für das Einsatzkontingent organisiert hatte, wurde erklärt, dass die Rote Armee über eine Woche lang pro Tag 90.000 t Artilleriemunition verschoss. Die Menge entsprach damals ca. 2.400 Güterwaggons, und so wird klar, dass der Kampfmittelräumdienst noch heute Jahr für Jahr ca. 500 t Munitionsreste entsorgen muss.

Ein besonderes Highlight gab es am Totensonntag: Der Oberstabsgefreite Fellmeth von der RSU Kompanie Schwäbische Alb ist im Zivilberuf evangelischer Pfarrer und hat, nach Absprache mit seinem Kollegen vor Ort, in der Friedhofskapelle einen beeindruckenden Feldgottesdienst für das Einsatzkontingent durchgeführt.

Am Montag, den 07.12.2020 endete die Hilfeleistung im Innern auch für die zweite Gruppe der RSU Kompanie ODENWALD. Ein drittes Kontingent stand zwar bereit, musste aber nicht mehr eingesetzt werden: Da das zweite Kontingent in den letzten vier Einsatztagen die restliche Fläche von 50 Quadratkilometern bereits abgesucht hatte, konnte der Antrag auf Hilfeleistung zurückgezogen werden.

Gefunden wurden bei der Amtshilfemaßnahme einige Tierkadaver, teilweise auch verendet durch einen natürlichen Tod oder durch Wolfsriss. Der Einsatz zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest ist in jedem Fall als Erfolg zu werten, da die Kadaverfunde nun durch Veterinäre ausgewertet werden und darüber hinaus weitere Maßnahmen wie die Errichtung von Wildzäunen getroffen werden können.

Bleibt damit noch eine Frage zu beantworten – nämlich was ein sogenannter „Fallwildstock“ ist. Einer der Teilnehmer brachte es mit einer aussagekräftigen Definition auf den Punkt: „Eine Verlängerung der persönlichen Fähigkeiten zur distanzierten Interaktion mit Fallwild“.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert