NeuSAK Grundlagenausbildung am 14.01.2023 in Walldürn
am vergangenen Samstag trafen sich 57 Soldaten der Heimatschutzkompanie Odenwald in Walldürn. Thema war die Vorausbildung für das neue Schießausbildungskonzept (nSAK). Wir hatten uns bereits am 08.02.2020 mit den Grundlagen des neuen Schießausbildungskonzeptes im Rahmen einer Ausbildung SAN/ABC/Handwaffen befasst, jedoch erfolgte unmittelbar danach eine pandemiebedingte Einschränkung unserer Ausbildungstätigkeit. Da die Kompanieführung beabsichtigt alle Schießvorhaben der Kompanie ab September 2023 auf das neue Schießkonzept umzustellen, wurden 2 eintägige Vorausbildungen im Januar und Februar und 2 jeweils einwöchige Ausbildungszeiträume für die nSAK Implementierung im Juni und September angesetzt. Bei diesen Terminen beschäftigen wir uns ausschließlich mit der neuen Schießausbildung und deshalb muss jeder Kompanieangehörige und Interessent mindestens jeweils eine Vorausbildung und eine Implementierung durchlaufen, um die erforderliche Handhabungs- und Handlungssicherheit zu erringen und an den künftigen Schießveranstaltungen der Kompanie teilnehmen zu können. Entsprechend stark war die Beteiligung an dieser ersten Veranstaltung zu diesem Thema.

In dem neuen Ausbildungskonzept werden die Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen ergänzend zur bisherigen Schießausbildung in der Bundeswehr umgesetzt. Diese Erfahrungen machten es erforderlich, die schnelle Reaktion auf Bedrohungen z.B. durch Innentäter oder Angriffe im urbanen Umfeld aus kurzer und kürzester Distanz in ein eigenes Ausbildungskonzept aufzunehmen. Eine der bereits umgesetzten Änderungen ist die „schnelle Feuerbereitschaft“, bei der die Kurzwaffe P8 im Holster fertiggeladen, entspannt und entsichert geführt wird. Aber auch das Schießen aus der Bewegung, der schnelle Anschlag auf Ziele in kurzer Distanz, der Waffenwechsel währende des Feuerkampfes, sowie das gleichzeitige Bekämpfen mehrerer Ziele, Doppelschuss und Nachschießen, wenn ein Ziel trotz Treffer nicht ausgeschaltet wurde, werden nun ergänzend zum bisherigen Konzept ausgebildet.

Vor dem ersten scharfen Schuss setzt dieses neue Ausbildungskonzept eine intensive Grundlagenausbildung sowie eine Überprüfung im Schießsimulator für Handwaffen voraus, bei der die Soldaten beweisen müssen, dass sie die im theoretischen und praktischen Unterricht erlernten Inhalte umsetzen und schnell und zielsicher wirken können.



So begann der Ausbildungstag mit einem Lehrvortrag unseres erfahrensten Schießlehrers, Oberstabsfeldwebel Thomas F. im U-Raum mit einer Wiederholung der grundlegenden Schießlehre von zu vermeidenden Schießfehlern mit offener Visierung, Rotpunktvisierung und Zielfernrohr über die Innen-, Außen- und Zielballistik bis zum Konzept der neuen Schießausbildung, der Nahbereichsschießausbildung 1-3, der Wachausbildung und den besonderen Lagen .
Nach den vier grundlegenden Sicherheitsregeln wurde der Ablauf der Zielbekämpfung in sieben Sequenzen durchgegangen. Dieser Ablauf verbindet die schießtechnischen, sicherheitstechnischen und taktischen Aspekt des Waffeneinsatzes:
Die vier grundlegenden Sicherheitsregeln:
- Jede Waffe ist stets als geladen zu betrachten
- Die Waffe ist nie auf etwas zu richten, das man nicht treffen will.
- Der Abzugsfinger berührt den Abzug erst, wenn das Visier auf das Ziel gerichtet ist
- Der Schütze muss sich seines Zieles sicher sein
Die 7 Sequenzen der Zielbekämpfung:
- Identifizieren (erkennen der Bedrohung)
- Anschlagen (Lagebezogen in den benötigten Anschlag bringen)
- Zielen (Visiereinrichtung auf das Ziel bringen)
- Platzieren des Fingers am Abzug (Wenn die Visiereinrichtung auf das Ziel gerichtet ist)
- Schießen (Koordination von Zielen, atmen, abkrümmen, nachhalten)
- Zielbeobachtung (Beurteilung der Wirkung im Ziel, „Stressgriff“, Zielfeldbeobachtung)
- Rundumbeobachtung („Öffnen“ des Blicks, 360° Beobachtung, Verbindungsaufnahme vor Stellungswechsel)
Diese überwiegend theoretischen Ausbildungsinhalte wurden als nächstes in die Praxis umgesetzt, in dem die Waffenhandhabung in den sieben Sequenzen zuerst demonstriert und anschließend geübt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, eine Pistole aus einem Holster zu ziehen, welches die Waffe gegen unberechtigten Zugriff Dritter sichert, der Blick aber auf die Bedrohung gerichtet bleiben muss.






Neben dem Ziehen der Pistole und den übrigen Sequenzen wurden das Laden und Entladen der Waffe, die persönliche Sicherheitskontrolle (PSK), die Bereitschaftshaltungen, der taktische Magazinwechsel und das Nachladen sowie der Störungsdrill I. und II. geübt.
Bereitschaftshaltungen:
- Wartestellung
- Patrouillenstellung
- Einsatzstellung
- Kontaktstellung

Auch am G36 wurden die Ladetätigkeiten, die persönliche Sicherheitskontrolle (PSK) der Waffe vor dem Einsatz, die Bereitschaftshaltungen, der Störungsdrill I. und II. sowie die Zielbekämpfung in 7 Sequenzen zunächst demonstriert und anschließend geübt.



Die erhöhte Eigenverantwortung des Schützen zeigt sich auch in der Sicherheitsüberprüfung nach dem Entladen, die der Einzelschütze ohne Aufsicht, jedoch nach dem 4-Augen-Buddy-Prinzip verantwortet.




Im AGSHP, dem „Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen / Panzerabwehrhandwaffen“ durchliefen alle Reservisten noch die Prüfung im simulierten Schuss. Hier wurde auf die T-Scheibe mit Pistole und auf die Zielscheibe mit Gewehr per Zielfernrohr und Rotpunktvisier auf Ansage unter Zeitdruck und mit zum teil entspannter Waffe aus verschiedenen Entfernungen geschossen. Dazu wurde die Pistole P8 vor jedem Schuss in der Kontaktstellung gesichert, entspannt, und wieder entsichert, bevor das Ziel erneut aufgefasst wurde.
Die erzielten Trefferbilder entsprechen dem Ausbildungsziel, auf dem wir in unseren nächsten Veranstaltung aufbauen werden.
Text und Bilder: Bundeswehr/HSchKpOW