Soldaten und Reservisten der Bundeswehr helfen in der Corona-Krise
Seit mehr als einem Jahr unterstützt die Bundeswehr Bund und Länder, Städte und Kommunen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Damit ist dies der bisher längste und umfangreichste Amtshilfeeinsatz in der Geschichte der Bundeswehr
Lange haben auch wir uns auf diese Situation vorbereitet. Permanent wurde die Verfügbarkeit abgefragt und der Kontakt mit den Reservisten gehalten. Dann ging es zum Jahreswechsel los: Soldaten der RSU-Kompanie ODENWALD zogen mit Reservisten anderer Kompanien und aktiven Soldaten in den Corona-Hilfseinsatz.
In
der Spitze waren in Baden-Württemberg bis zu 2000 Soldatinnen und Soldaten im
Einsatz. Der Einsatz der RSU- Kräfte erfolgt in erster Linie zur Entlastung der
aktiven Truppe sowie der Erhöhung der Durchhaltefähigkeit. Für die RSU-Kräfte
des Landeskommandos Baden-Württemberg bedeutete dies, dass diese vor allem im
Hotspot Künzelsau, Tauberbischofsheim sowie im Kreisimpfzentrum zu Einsatz
kamen.
Der
Aufgabenschwerpunkt unserer Soldatinnen und Soldaten lag vor allem in folgenden
3 Bereichen:
- Kontaktpersonennachverfolgung in den Gesundheitsämtern
- Unterstützung bei der Durchführung und Dokumentation der Corona-Tests in den Testzentren
- Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation der Corona-Impfungen in den Impfzentren
Die Corona-Einsätze laufen zeitgleich an verschiedenen Standorten ab, so dass die Herausforderung darin besteht, bei einer kurzfristigen Verlängerung des Antrages auf Hilfeleistung und damit des Einsatzes sofort zu koordinieren, wer wann wo welche Aufgabe übernehmen bzw. weiterführen kann. Hier leisten die in der Nibelungenkaserne in Walldürn eingesetzten Unterstützungskräfte des Landeskommandos wieder einmal herausragendes. Denn jeder Reservist bleibt weiterhin in seinem Zivilberuf beschäftigt und muss bei einer Änderung der Einsatzdauer von seinem Arbeitgeber frei gestellt werden.
Was genau machen unsere Soldaten, mit welchen Herausforderungen müssen sie sich bei ihren Aufgaben auseinandersetzen und was empfinden sie während ihres Einsatzes? Dazu wollen wir die Soldaten aus ihren Einsätzen nachfolgend selbst zu Wort kommen lassen:
Hier aus erster Hand ein Tätigkeitsbericht unseres Hauptgefreiten Phillip Nagel, der zusammen mit anderen Kameraden in der Kontaktpersonennachverfolgung im Gesundheitsamt Künzelsau im Einsatz war:
Im Rahmen einer Amtshilfeleistung der baden-württembergischen RSU-Kompanien hat es unter anderem einige Odenwälder in’s schöne Künzelsau verschlagen. Wir haben dort die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des örtlichen Gesundheitsamts unterstüzt und dabei den Hohenlohekreis kennengelernt.

Die Taetigkeit war auch fuer bueroerprobte Kameraden komplett neu, da Kontaktpersonennachverfolgung bisher weder zivil noch militaerisch von uns geuebt wurde. Vor Ort wurden wir herzlich und unter Einhaltung der Covid-19-bedingten Regeln begruesst und eingewiesen.
Zur Ermittlung von Covid-19-Kontaktpersonen setzt der Hohenlohekreis komplett auf ein open-source Programm, das urspruenglich zur Bekaempfung von Ebola entwickelt wurde. Das kommt nun auch gegen Covid-19 zum Einsatz.

Nach theoretischen Einweisungen in das Programm, versuchten wir uns zuerst an Uebungsfaellen. Sobald ein positiver Covid-19-Befund von einem Labor an das oertliche Gesundheitsamt gemeldet wird, liegt der Fall sofort zur Bearbeitung durch einen Kontaktpersonennachverfolger bereit.
Der jeweilige Fall muss dann vom Bearbeiter in der Software eingetragen und komplett zu Ende bearbeitet werden. Es hat sich fuer uns als zweckmaessig erwiesen, dass ein Fall durchgaengig von einer Person betreut wird.

Nachdem ein Fall aufgenommen wurde, gilt es die Indexperson telefonisch zu erreichen. Indexperson wird die Person genannt, deren Positivbefund an uns gemeldet wurde. Falls eine Person gar nicht erreichbar ist, ruecken die Kolleginnen und Kollegen vom Ordnungsamt aus, um zu versuchen, die Person vor Ort anzutreffen.
Sobald die Indexperson erreicht und Quarantaene fuer sie angeordnet wurde, gilt es eventuelle Kontaktpersonen vom Index zu ermitteln, zu erreichen und ebenfalls Quarantaene anzuordnen. Ziel ist es, Infektionsketten schnellstmoeglich zu unterbrechen.
Sobald alle Kontaktpersonen erreicht und zusaetzlich in der Software eingetragen wurden, galt der Fall als abgeschlossen und wurde an ein anderes Team zur Meldung an das Robert-Koch-Institut weitergegeben.

Die Taetigkeit an sich klingt simpel und wird gut durch Software unterstuetzt. Schwierig wird es, wenn die Realitaet nicht der Software entspricht oder ein Fall komplexer wird. Beispiele hierfuer sind Sprachbarrieren, Nichterreichbarkeit oder persoenliche, tragische Schicksale, mit denen auch wir regelmäßig konfrontiert wurden.
Die ausserordentlich gute Zusammenarbeit innerhalb der Bundeswehr und mit den zivilen Kraeften vor Ort war sicherlich ausschlaggebend dafuer, dass auch solche Faelle ordentlich abgeschlossen werden konnten.
Wir werden uns trotz der Umstaende gerne an unsere Zeit in Kuenzelsau erinnern und hoffen bestimmt auf unseren naechsten Besuch unter positiveren Rahmenbedingungen. Horrido!

Hier der Bericht unseres Spießes, Oberstabsfeldwebel Hermann Enenkel, der zur Unterstützung im KIZ Heidelberg eingesetzt war:
Seit 11.01.2021 unterstützen 5 Kameraden unsere Kompanie im Rahmen eines Hilfeleistungsantrags im Kreisimpfzentrum Heidelberg, das von der Berufsfeuerwehr Heidelberg und dem Roten Kreuz betrieben wird. Ebenfalls im Einsatz waren und sind dort Kameraden der RSU Kompanien Oberrhein und Schwäbische Alb.
Damit jeder auch weiß was er tut, wurde neben einer theoretischen Einweisung und einer Schulung im verwendeten Programm auch eine Trockenübung mit freiwilligen Darstellern durchgeführt. Die hier aufgetretenen Schwierigkeiten und Probleme wurden im Team ausgewertet und die Abläufe konsequent umgestaltet.
Die Unterstützung wird im 2-Schicht-Betrieb erbracht. Zu den Aufgaben zählen insbesondere die Datenersterfassung, die Unterstützung in den Impfkabinen und der Transport der vorbereiteten Impfdosen bis hin zur Abmeldung der zu impfenden Personen, auch Impflinge genannt. Wer noch keinen zweiten Impftermin hat, wird auf Wunsch entsprechend eingebucht.
Es ist schon sehr angenehm, eine neue Erfahrung und macht auch ein bisschen stolz, wenn sich Impflinge und deren Angehörige, bei der Bundeswehr für die geleistete Arbeit bedanken.

Derzeit ist vorgesehen, die Hilfsleistung bis Anfang Mai 2021 fortzusetzen.
Wenn alle unsere Kameradinnen und Kameraden ihre Einsätze erfolgreich abgeschlossen haben und hoffentlich gesund zu ihren Familien heimgekehrt sind freuen wir uns, zusammen mit vielen anderen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr einen Beitrag in dieser Krise geleistet zu haben…. auf dass sie bald überwunden sein möge.
Hier die Links zu Presseberichten über unseren Einsatz
Heilbronner Stimme vom 15.02.2021
Bericht auf Bundeswehr.de über den Besuch des Staatssekeretärs
Herrmann Enenkel, gibt es Dich auch noch ?
Komm zu mir ins Unterstützungsbataillon Einsatz 10
PersFw
Otto Bley
Die Bilder vom Spieß sind selbstverständlich NICHT bei der Kontaktpersonennachverfolgung und auch nicht bei der Impfterminkontrolle, sondern beim Erfassen von medizinischen Daten zu impfender Personen!